Interview mit Hussein Kerri
Unsere Idee: Gelungene Integration kann dazu beitragen, den Fachkräftemangel im Handwerk auszugleichen. Die Handwerkskammer Oldenburg beteiligt sich mit dem Projekt IHAFA und einem Integrationsberater unmittelbar an der Integration von Neuzugewanderten/Geflüchteten. Wir glauben, dass viele dieser Menschen handwerkliche Kompetenzen und handwerkliches Geschick mitbringen. Viele bringen zudem auch eine abgeschlossene handwerkliche Berufsausbildung mit. Wir möchten diese Menschen einladen, Teil der handwerklichen Fachkräfte in Deutschland zu werden. Wir möchten ebenso unsere Betriebe dazu einladen und ermutigen, einen Beitrag zur Integration zu leisten, Teil der Willkommenskultur zu sein und ihre Fachkräfte von morgen kennenzulernen.
Die Botschafter sollen zum einen als Best-Practice-Beispiele dienen und zum anderen auch andere Menschen ermutigen, den Weg in eine Ausbildung oder Arbeit im Handwerk zu gehen.
Wir möchten „junge“ Migranten und Geflüchtete, die ein neues Zuhause bei uns gefunden haben, ansprechen. Wir möchten diejenigen erreichen, die an Handwerksberufen interessiert sind. Wir möchten Eltern und Familien ansprechen und auch diejenigen, die an der Berufswahl dieser Menschen mitwirken und sie mitentscheiden.
Unsere Strategie beim Start des IHAFA-Projektes war und ist: informieren, Austausch und Kommunikation ermöglichen, Netzwerke aufbauen und vor allem Vertrauen aufbauen und nahe am Menschen sein.
Unser Ansatz: Distanzen überwinden und die Kunden da aufsuchen, wo sie ihren Alltag bewältigen, z. B. in Deutsch- und Integrationskursen, SLK (Sprachlernklassen), Flüchtlingsunterkünften usw.
Die größte Herausforderung war und bleibt die Interaktion mit den Kundinnen und Kunden. Die Sorgen und Hoffnungen der Menschen, hier in ihrem neuen Zuhause eine akzeptable berufliche Zukunft aufbauen zu können, ernst zu nehmen und bei der Entwicklung und Realisierung ihres Vorhabens eine vertrauenswürdige Partnerschaft zu entwickeln. Wir haben hohe Ansprüche an berufliche Qualifikationen und möchten Menschen begeistern und mitnehmen. Wir konnten hierfür Geflüchtete und Betriebe gewinnen, die als Kooperationspartner und Multiplikatoren mitwirken.
BBH (Geflüchtete, Auszubildende, Gesellinnen und Gesellen) sind Betroffene, die aus ihrem beruflichen und schulischen Alltag „plaudern“. Sie erzählen, wie sie Deutsch gelernt, Kontakte geknüpft und ihren Ausbildungsplatz gefunden haben. Sie schildern den Umgang mit Erfolgen und Misserfolgen. Sie erzählen ihre Geschichten authentisch und in der „Sprache“ der Zuhörenden. Sie sind näher an ihren Wünschen und Vorstellungen dran und tragen zum Erfolg solcher Veranstaltungen bei. Die Botschafter*innen können somit ausdrucksvoll aufzeigen, dass es nicht wichtig ist, woher du kommst, sondern nur, was du selbst für dich erreichen möchtest.
Wir möchten unsere BBH ermutigen, ihre sozialen Kompetenzen kennenzulernen, diese auszubauen und einzusetzen. Wir möchten Sie dabei begleiten, wenn sie ihren eigenen Beruf, das Handwerk und die Handwerkskammer kennenlernen. Auch möchten wir Raum und Möglichkeiten dafür bieten, dass sie ihre Erfahrungen zielgerichtet einsetzen und weitergeben können. Wir möchten versuchen, sie persönlich und fachlich weiterzuqualifizieren, damit sie auch einen persönlichen Nutzen von ihrem „Integrationsmarathon“ haben.
Ein solches „Amt“ wird meistens von Menschen getragen, die über persönliche Kompetenzen wie Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit, Engagement und Verantwortungsbewusstsein verfügen. Solche Mitarbeitenden können für Betriebe und die Belegschaft eine unschätzbare Bereicherung sein. Betriebe können dieses Engagement nutzen und einsetzen für die Mitarbeiterbindung, Gewinnung von Nachwuchsfachkräften, Mediation zur Überwindung interkultureller Unterschiede und Auseinandersetzungen, indem sie dieses Engagement wertschätzen und anerkennen.
Über verschiedene Gespräche mit Beraterkollegen, über bereits vorhandene Kontakte und Interaktionen mit verschiedenen Personen, die persönliche, soziale und fachliche Eignung vorweisen. Wir haben uns zunächst für zwei Personen entschieden, die wir als BBH vorschlagen.
Wir als Handwerkskammer und das IHAFA-Projekt beteiligen uns von Beginn an und organisieren Infoveranstaltungen – sowohl für die Öffentlichkeit als auch für Geflüchtete und Schüler*innen – mit Beteiligungen von „Vorbildern“ im Handwerk.
Wir besuchen regelmäßig SLK an allgemeinbildenden Schulen und anderen BO-Klassen der BBS, Deutsch- und Integrationskurse sowie Bildungsträger und stehen mit dem Ehrenamt in ständigem Kontakt. Wir treten regelmäßig auf Ausbildungs- und Berufsmessen mit „Vorbildern“ auf.
Die Rolle der BBH sehen wir:
- in der Werbung für das Handwerk
- in der Aufklärung über die Vorteile einer dualen Berufsausbildung im Handwerk und bei der Berufswahl in Deutschland
- im Entkräften von Vorurteilen über das Handwerk
- im Werben für die Interkulturalität als Chance und nicht als Hindernis
- in den Multiplikatoren und Mediatoren und vertrauensbildenden Personen
Der Hauptansprechpartner für das Projekt BBH in der HWK Oldenburg ist Herr Kerri. Wir arbeiten projektübergreifend, stehen mit anderen Projekten und Fachbereichen in ständigem Austausch und kooperieren mit verschiedenen Abteilungen für die Verwirklichung der Projektziele.
Weiterhin verfügen wir über zahlreiche bestehende Kontakte, Kooperationen und die Zusammenarbeit mit Geflüchteten sowie Auszubildenden in verschiedenen Handwerksberufen. Sie bilden ein großes Potenzial für die Gewinnung von BBH.
Die Vorbereitung der Botschafterinnen und Botschafter auf ihre Einsätze werden in Präsenzschulungen und Workshops stattfinden und extern einheitlich geregelt werden.
Durch Erfahrungen aus der Praxis überzeugt man am besten. Unseren Erfahrungen nach holt man die Interessierten am besten ab, wenn man jemanden nach Möglichkeit aus demselben Kulturkreis, der oder die identische Hindernisse beim Berufsstart erlebt hat, einlädt und sprechen lässt. Wir finden es gut, dass aus der Institution ZWH heraus Fachleute herangezogen werden, die authentisch über ihre persönlichen Erfahrungen (Kulturkreis, Schicksal, Hindernisse, Erfolge) berichten. Hierin sehen wir eine Aufwertung der Erfahrungen von Menschen aus anderen Kulturkreisen. Aus diesem Grunde hat sich die HWK Oldenburg entschieden, die bereits ausgeführte Arbeit auf regionaler Ebene mit der ZWH auf Bundesebene fortzusetzen.
Es ist wichtig, eine klare und verständliche Internetpräsenz zu haben. Die Website sollte für alle und auch mit weniger vorhandenen Deutschkenntnissen verständlich sein und es muss deutlich werden, wo und wie die entsprechenden Geschäftsbereiche und Ansprechpersonen zu finden bzw. zu erreichen sind. Eine adäquate Präsentation in enger Absprache mit den Botschafter*innen auf der Website der HWK und der ZWH. Es hilft, einen Flyer zu haben oder in Form einer Videobotschaft Kontaktdaten zu präsentieren.
Sie haben Fragen?
Ihre Kontaktperson zu unseren Leistungen:
Hussein Kerri
Regionale Koordinierung der Initiative
Berater für Integrationsprojekt "handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber (IHAFA)"
Tel.: +49 441 232-240